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„ICH EMPFAND ES ALS UNFAIR, EINFACH ZU GEHEN“

Meine Jugend am Bodensee war von Unruhe geprägt. Als ich 11 war, ließen sich meine Eltern scheiden. Meine vier Geschwister lebten ihr eigenes Leben. Ich war oft alleine. Meinen Halt fand ich bei Freunden — auf Partys, beim Rauchen, Trinken und Tanzen. Als ich in der 11. Klasse war — mein erster Freund hatte mich gerade verlassen — wurde mir vieles egal. Ich kam meinen Verpflichtungen nicht mehr nach und ging auch nicht mehr in die Schule. Als ich am Ende des Schuljahres erkannte, dass ich sitzen bleiben würde, entschied ich mich dennoch, die Klasse zu wiederholen.

In der neuen 11. Klasse setzte ich mich an den hintersten Tisch. Ich kannte niemanden. Doch dann geschah das, was mein Leben völlig verändern sollte: Ich begegnete Sarah. Sie setzte sich zu mir, und schon bald wurden wir gute Freundinnen. Sie erzählte mir viel von ihrem adventistischen Glauben und von einem Jugendkongress. Benny, ein guter Freund von ihr und ebenfalls Adventist, wollte auch dort hin. Es klang interessant. Sie zeigte mir die Website und erklärte mir, dass es dort viele Jugendliche geben werde, die viel Spaß haben würden. Ich dachte: „Cool‚ das klingt nach einer Riesenparty. Da muss ich hin!“ Benny hatte ebenfalls einen Freund dabei, der wie ich das erste Mal den Kongress besuchte. Für mich brach jedoch eine Welt zusammen, als ich auf dem Kongress keine riesige Party vorfand. Andererseits hatte ich noch nie so nette, freundliche, friedliche, tiefgründige, begabte, intelligente und nach Gott suchende Jugendliche kennengelernt. Das faszinierte mich und machte mich neugierig. Warum waren diese Jugendlichen so anders?

Sarah und ich besuchten einige Workshops, wobei sie mir nach und nach ihren Glauben anhand der Bibel erklärte. Sobald ich Fragen hatte, konnte ich mich an sie oder Benny wenden. Ich hörte zum ersten Mal vom Sabbat und war geschockt, dass ich noch nichts darüber wusste, obwohl auch ich christlich erzogen war. Über Sarah lernte ich auch den Prediger Vito kennen. Ich fragte ihn, was es mit dem Sabbat auf sich habe. Er bot an, mir Bibelstunden zu geben, und ich sagte sofort zu. Ich fühlte mich auf dem Kongress sehr wohl — bis es Freitagabend wurde. Das Einzige, was ich sah, war, dass sich viele Jugendliche fein anzogen. Überall sah ich Männer in Anzügen, Frauen in Röcken. Ich verstand nicht, was das bedeutete. Sarah erklärte mir, dass sie sich immer Sabbats zu Gottes Ehre schön anziehen. Benjamins Freund fühlte sich wie ich unwohl und deplatziert. Er wollte weg. Da er Verwandte in der Nähe hatte, verließ er den Kongress. Er versuchte, mich mitzunehmen, damit ich nicht bei diesen „Freaks“, wie wir die Jugendlichen nannten, bleiben müssten. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Zwar empfand ich wie er, doch ich hatte Sarah versprochen, dass ich mitkommen würde und empfand es nun als unfair, einfach zu gehen. Also entschloss ich mich, die Sache bis Montag durchzuziehen. Gott sei Dank, bin ich geblieben! An einem der letzten Abende fand ein Aufruf statt, Jesus sein Leben zu übergeben. Ich war so bewegt von der Ansprache und es drängte mich innerlich so sehr, Gott mein Leben zu schenken, dass ich mit Sarah nach vorne ging. Danach habe ich den ganzen Abend lang geweint. Gott hatte es geschafft, ein Herz voller Frust, Leid und Einsamkeit mit seiner Liebe zu durchbrechen und aus mir einen neuen Menschen zu machen.

Heute darf ich das tun, was ich am schönsten finde: Gott voll und ganz dienen! Ich bin Praktikantin in der Jugendabteilung der Baden-Württembergischen Vereinigung. Gott weiß, warum er mich hierher geführt hat. Er ist ein unglaublich liebender Gott!

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